Was das Mediengeschäft außerdem erschwert, ist der Umstand, dass es in vielen Interessensgebieten Experten gibt, die in ihrem Metier vielfach klüger sind als die Journaille. Sie sind überall, diese Wissensfreaks, die von Fußball, Theater, Kino oder Wirtschaft mehr verstehen als die meisten Sport-, Kultur- und Wirtschaftsredakteure.
Neben Journalisten billigte man stets auch Schriftstellern zu, die öffentliche Debatte zu bestimmen. Doch auch ihr Einfluss ist aus heutiger Sicht überbewertet. Der Streit um Literaturnobelpreisträger Peter Handke und sein Verhältnis zu Serbien ist aufgebauscht, bringt den Medien Quote und dem Dichter ein paar mehr verkaufte Bücher.
Ein anderer Schriftsteller, der bekannte norwegische Krimiautor Jo Nesbø, hat im Kulturmagazin „SPIEGEL Bestseller“ (Herbst 2019) sehr schön erklärt, warum er sich in sehr vielen Diskursen seiner Stimme enthält. Sein Aha-Erlebnis habe er nach dem Lesen einer Biografie von Charles Dickens gehabt: „Dickens lebte in einer Zeit, in der die Gesellschaft zu Schriftstellern aufsah, weil sie über ein Wissen verfügten, das den meisten Menschen nicht zugänglich war. Die meisten Menschen verrichteten damals handwerkliche, körperliche Arbeit. Für Gedanken und Meinungen waren Professoren, Priester und eben Schriftsteller zuständig, die den durchschnittlichen Menschen an Bildung überlegen waren. Das ist heute völlig anders. Ein Schriftsteller wie ich besitzt keinen besseren Zugang zu Wissen und Informationen als seine Mitmenschen. Das macht es ein bisschen altmodisch und lächerlich, Schriftsteller nach ihrer Meinung zu wichtigen Weltproblemen zu fragen.“
Dem ist angesichts des „Fall Peter Handke“ nichts hinzuzufügen.
Der „Peter-Handke-Quiz“ bei „Willkommen Österreich“ zeigt, dass ein Literaturnobelpreisträger nicht alles kann, so zum Beispiel einen Witz erzählen: