Christoph Schwarz schreibt in seiner Analyse des Kultfilms in den „Salzburger Nachrichten“ (23.11.2019): „Science-Fiction erzählt eben nur vermeintlich von der Zukunft, sondern immer von der Gegenwart.“ Dieser Satz trifft zugleich alle Trendvorhersagen und Innovationsprognosen sehr gut. Was wirklich geschehen wird, ist leider nur in der Rückschau erkennbar.
Kürzlich fiel mir das Buch „Die 75 besten Managemententscheidungen aller Zeiten“ in Händen. Stuart Crainer hat es im Jahr 1999 geschrieben. Die „großartige Entscheidung Nummer 41“ bezieht sich auf Jeff Bezos, der fünf Jahre davor seinen virtuellen Buchladen Amazon.com eröffnet hatte. Der Erfolg des Unternehmens, analysiert Crainer, liege zum einen in der Pflege eines substanziellen Dialogs mit den Kunden, dem Aufbau einer Web-Community. Zum anderen wäre die Geduld des Herrn Bezos, der ja keine Gewinne schreibt, durchaus lobenswert. Aber man könne aufgrund dessen, mutmaßt der Autor, gespannt sein, wie die Zukunft von Amazon wohl ausschauen wird, denn die Firma habe Probleme mit ihrem Musikformat und etliche Nachahmer stünden bereits ante portas. Rückblickend wissen wir: Bücher waren für Jeff Bezos der Testlauf. Amazon ist heute ein Allesverkäufer, der seinen Gewinn mit Daten-Server erzielt.
„Blade Runner“ und Amazon zeigen auf unterschiedliche Weise, dass uns für große gesellschaftliche und wirtschaftliche Umwälzungen Vorstellungskraft und Fantasie fehlen. Beide Beispiele sollten uns dazu ermutigen, Prognosen für das zu halten, was sie sind: der Versuch, Science-Fiction mit seriös gemeintem, ernsthaftem Pathos als Wirklichkeit zu verkaufen.