Wunderwuzzis gibt es nicht. Ein Wunderwuzzi wirkt nur Wunder, wenn die Leute, die ihn umgeben, gute bis exzellente Arbeit leisten, und der- oder diejenige von etwas Glück gesegnet ist. Sehr schön sieht man das im Fußball. Hier gibt es zahlreiche Trainer, die als Wunderwuzzis gefeiert werden oder sich selbst als solche feiern lassen. Dabei ist gerade in diesem kurzlebigen Geschäft das Glück ein aufgewecktes Vogerl. Hätte Christiano Ronaldo den Elfmeter gegen Österreich verwandelt, hätte zum Beispiel Marcel Kollers Stern nicht erst nach der Island-Niederlage etwas an Glanz verloren.
Die Wunderwuzzi-Begeisterung resultiert aus dem Wunsch, dass es jemanden gibt, der vieles weiß und alles richten kann. Marcel Koller im Fußball oder Christian Kern in der Politik sind das nicht. Der US-amerikanische Psychologe Philip Tetlock hat über 20 Jahre hindurch die Zuverlässigkeit von Expertenprognosen untersucht und zwar in Bezug auf eindeutig zu entscheidende Fragen („Entwicklung des Ölpreises in zwei Jahren?“). Die ernüchternde Erkenntnis: Expertenprognosen waren nicht besser als der pure Zufall.
http://www.sas.upenn.edu/tetlock/publications
Somit sollten alle Bücher und Artikel wie „Auch Führungskräfte können von Marcel Koller lernen. Helmut Kaspar von der WU Wien hat acht zentrale Punkte formuliert“ (https://beste-stellen.salzburg.com/karriere-infos/trainertricks-fuer-die-manager-199177) mit Genuss und als Inspiration für eigene Schlussfolgerungen gelesen werden.
Todernst nehmen sollte man sie aber lieber nicht.
P.S.: Wie ein anderer Trainer-Wunderwuzzi, Jürgen Klopp, sich vercoacht hat, lässt sich hier begutachten. Liverpool führte im März 2016 bei Southampton zur Pause 2:0 – und griff in Hälfte 2 weiter hurtig an. Southampton konterte perfekt und drehte das Match in einen 3:2-Erfolg. Das – nämlich eine 2:0-Pausenführung so derart zu verspielen – war Liverpool in 115 Premier League-Spielen davor noch nie passiert. „Kloppo“ hatte es möglich gemacht.