Warum tun wir in manchen Situationen Dinge mit einer Bestimmtheit, die uns zu einem anderen Zeitpunkt und in einem anderen Zusammenhang absolut absurd vorkommen würden?
Dazu zählt gerade jetzt auch die oft gleichermaßen umfassend wie eindrucksvoll ausfallende Weihnachtsbeleuchtung ganzer Häuserfronten. Lichtermeere von bis zu 500.000 Lämpchen setzen Einzelne an Wänden, in Fenstern und Gärten in Brand, um in Weihnachtsstimmung zu kommen. Mutmaßlich tun sich sogar einige diesen energetischen Mega-Aufwand an, die dann eine Woche nach Weihnachten für die in Aussicht gestellte Stromvergünstigung von 30 Euro ihren Energieanbieter wechseln.
Warum also brennen Häuser im Advent quasi lichterloh und weshalb lässt der Anblick einer Stewardess mit Getränkeservicewägelchen den Wunsch nach Tomatensaft urplötzlich hellwach werden?
Weil viele Menschen gleichzeitig dasselbe machen (Schwarmintelligenz?) und weil für sie dieses Handeln in jenem Moment und Kontext schlüssig ist. Daher tat man Minister Klug sehr unrecht, als seine seinerzeitige verbale Kreation belächelt wurde. Jetzt aber wurde „situationselastisch“ zum „Wort des Jahres“ gekürt. Denn „situationselastisch“ ist schließlich genau jene Bezeichnung, die trefflich beschreibt, wie wir unseren Alltag bewältigen. Mit Vernunft oder Logik hat das Ganze meist nichts zu tun. Aber wäre das Leben ohne Irrsinn mit Methode wirklich lebenswert?