• Home
  • Mein Blog
  • Persönliche Daten
  • Fachgebiete / Spezialisierung
  • Publizierungen
  • Nützliche Links
Michael Sgiarovello

Warum Stellvertreter-Kriege heute sehr leicht zu echten Konflikten werden können

9/8/2014

0 Comments

 
Drama pur. Leider nicht made in Hollywood, sondern in der Realität. Kürzlich vermeldete das AMS die Arbeitslosenzahlen für Juli 2014. Demnach sind 286.363 Menschen hierzulande ohne Job. Das Drama stammt aus dem Langzeitvergleich. Denn diese horrible Zahl wird noch horribler, wenn man die Steigerungsrate von satten 60 Prozent im Vergleich zu 2008 in Betracht zieht. Und zusätzlich sei angemerkt, dass sich weitere 65.000 Menschen aktuell in Schulung befinden. Schulung lässt sich in diesem Fall mit der Begrifflichkeit „Arbeitslos, aber wir bemühen uns um diesen Personenkreis ganz besonders“ gleich setzen.

Im „Kurier“ fand sich der Bericht über diese wenig erfreuliche Bilanz auf Seite 9. Ein Grund für diese Misere wurde wohl zufälligerweise weiter vorne in der Zeitung in einem Portrait des Gründers des Unternehmens „Joseph Brot“ abgehandelt. Der gute Mann schuf in vier Jahren immerhin 125 Arbeitsplätze. Herr Weghaupt schildert, wie schwer ihm die betriebliche Gründung behördlicherseits gemacht wurde: Gutachten über Gutachten waren zu erbringen, die korrekte Anbringung des Handlaufs an den Treppe zu den Toiletten musste ebenso verhandelt werden wie eine Durchreiche zwischen Küche und Gastraum. Zu diesem auch monetär nicht zu unterschätzenden Aufwand gesellen sich Steuern und Abgaben, die diesen Wahnsinn einer Überbürokratisierung ja erst ermöglichen.

Ist in beiden Fällen nunmehr die Aufregung groß, setzt etwa der ORF einen seiner berühmten Wochen-Schwerpunkte, um die Politik Farbe bekennen zu lassen, oder wird eine der berühmten „Krone“-Kampagnen los getreten? Nein.

Weshalb das wahrscheinlich so ist, hat der Philosoph Konrad Paul Liessmann im „profil“-Interview gemutmaßt, als er auf die Bemerkung „Über relevantere Themen, etwa über Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen, wird nie so hitzig diskutiert“ antwortete: „Anscheinend sind bei Debatten auf Nebengleisen die Schlachten leichter zu gewinnen. Man muss auch nichts einsetzen dafür. Man verschafft sich ein unglaublich gutes Gewissen, wenn man glaubt, auf der richtigen Seite zu stehen. Und vielleicht haben alle ein Interesse, dass die wirklich relevanten Fragen an den Orten, wo sie entschieden werden, etwa in der Ökonomie, eben nicht debattiert werden. Alle diskutieren lieber die Bundeshymne als Gehaltsunterschiede. Wenn es die Möglichkeit gibt, solche symbolischen Debatten zu führen, wird sie gerne in Anspruch genommen, um andere Debatten nicht führen zu müssen.“

Und wieder spielt der Zufall Regie, dass der Schauspieler Gregor Bloéb, in der gleichen „profil“-Ausgabe zu Protokoll gibt: „Wogegen kämpfen wir denn? Ich drück die `Gefällt mir`-Taste und fühl mich als Revolutionär. Wir kämpfen erbost um das Binnen-I, während sich vor Lampedusa täglich Tragödien abspielen. Wir verhängen ganz arge Sanktionen gegen drei Großneffen von Putin und berichten stolz über ein neues Gasgeschäft mit Russland. Sollten wir nicht nach dem Hypo-Debakel schon längst in den Steuerstreik gehen? Wir haben verlernt aufzubegehren.“

Beide Aussagen laufen, zusammengefasst, darauf hinaus, dass Medien und Politik lieber Stellvertreter-Kriege führen und sich das leisten können, weil von den Menschen ohnedies kein allzu großer Widerstand zu fürchten ist. Beim Thema „Arbeitslosigkeit“ mit seinem enormen sozialen Sprengstoff könnte sich diese Denke allerdings bereits mittelfristig als gefährlicher Irrtum herausstellen.

0 Comments



Leave a Reply.

    Über Gott (eher weniger) und die Welt (eher mehr)

    Mein Blog:

    Autor

    Michael Sgiarovello ist studierter Publizist & Politologe und Leiter Unternehmenskommunikation Österreich bei Henkel CEE

    Archiv

    Juni 2020
    Mai 2020
    April 2020
    März 2020
    Februar 2020
    Januar 2020
    Dezember 2019
    November 2019
    Oktober 2019
    September 2019
    August 2019
    Juli 2019
    Juni 2019
    Mai 2019
    April 2019
    März 2019
    Februar 2019
    Januar 2019
    Dezember 2018
    November 2018
    Oktober 2018
    September 2018
    August 2018
    Juli 2018
    Juni 2018
    Mai 2018
    April 2018
    März 2018
    Februar 2018
    Januar 2018
    Dezember 2017
    November 2017
    Oktober 2017
    September 2017
    Juli 2017
    Juni 2017
    Mai 2017
    April 2017
    März 2017
    Februar 2017
    Januar 2017
    Dezember 2016
    November 2016
    Oktober 2016
    September 2016
    August 2016
    Juli 2016
    Juni 2016
    Mai 2016
    April 2016
    März 2016
    Februar 2016
    Januar 2016
    Dezember 2015
    November 2015
    Oktober 2015
    September 2015
    August 2015
    Juli 2015
    Juni 2015
    Mai 2015
    April 2015
    März 2015
    Februar 2015
    Januar 2015
    Dezember 2014
    November 2014
    Oktober 2014
    September 2014
    August 2014
    Juli 2014
    Juni 2014
    Mai 2014
    April 2014
    März 2014
    Februar 2014
    Januar 2014
    Dezember 2013
    November 2013
    Oktober 2013
    September 2013
    August 2013
    Juli 2013

    Kategorien

    Alle

    View my profile on LinkedIn

    RSS-Feed

Kontakt privat: E-Mail: michael@sgiarovello.at
Kontakt beruflich: Tel.: 01/711 04-2744 DW • E-Mail: michael.sgiarovello@henkel.com