Das gilt im Übrigen auch für die Wirtschaftswelt, wo Unternehmenslenker ebenfalls dem Starprinzip unterliegen. In Wahrheit kann aber weder ein Trainer- noch ein Manager-Guru aus einem qualitativ mittelmäßigen Team (das qualitativ mittelmäßig ist, weil die Spitzenbudgets und Spitzengehälter fehlen) eine Spitzentruppe formen, vor allem nicht dauerhaft.
Zumindest einige erfolgreiche und hymnisch verehrte Fußballtrainer geben das auch offen und ehrlich zu. So meinte etwa Ottmar Hitzfeld kürzlich in einem Interview mit der „Zeit“ (12.02.2015): „Vergessen Sie nicht, dass ein Trainer auch nicht alles beeinflussen kann. Sie können eine Mannschaft perfekt einstellen, und dann müssen Sie neunzig Minuten lang zusehen, dass davon nichts umgesetzt wird.“ Jupp Heynckes wiederum betonte im "11Freunde"-Spezial "Die Königsklasse": "Letztlich braucht jeder Trainer das Glück, zur rechten Zeit die richtigen Spieler zu haben."
Der New Yorker Investmentbanker Michael Mauboussin („The Success Equation – Untangling Skill and Luck in Business, Sports, and Investing“) hob in einem Gespräch mit dem „Wirtschaftsblatt“ (24.02.2015) noch einen anderen wichtigen Aspekt, in diesem Fall des Unternehmenserfolgs, heraus: „Blicken Sie auf Fähigkeit und Glück von Unternehmen, wird ein Gutteil auf Zufälle im System zurückgeführt. (…) Es gibt Finanzfirmen, die sehr fähige Mitarbeiter haben. Das muss sich aber nicht notwendigerweise in einem permanenten Resultat niederschlagen, weil es andere fähige Mitarbeiter gibt. Es läuft am Ende auf Glück hinaus. (…) Das Niveau der Fähigkeiten war nie zuvor höher. Gleichzeitig ist der Abstand von relativer Fähigkeit, sprich der Differenz zwischen den Besten und dem Durchschnitt, geringer als vor einer Generation oder zwei Generationen. Als Konsequenz aus der Gemengelage ist – weil jeder näher zueinander steht – der Erfolg dem Glück überlassen.“
Was heißt das jetzt sozusagen für uns als außenstehende Beobachter?
Bleiben wir weniger euphorisch und bewusst gelassener bei der Beurteilung von Erfolg.
Bleiben wir weniger garstig und spöttisch, wenn es um den Misserfolg geht.
Bleiben wir demütig, so wir mit einer Phase des Erfolgs beschenkt werden.
Denn Erfolg hat immer auch (!) mit Glück zu tun. Und wie wir alle wissen: Das Glück ist ein Vogerl.