Nein. Denn wer bitte liest schon ein Häupl-Interview, das sich über drei „Kurier“-Seiten zieht, noch dazu wenn klar ist, warum es diese drei Seiten Häupl-Interview überhaupt gibt, also woher der Wind weht? Diejenigen, die die SPÖ ansprechen sollte, die „Hackler“, die Modernisierungsverlierer, die angesichts der Flüchtlingsflut noch mehr Verängstigten, die verunsicherten Pensionisten, die allesamt zur FPÖ überlaufen, werden es nicht sein.
Mich wundert es, dass die Kommunikationsstrategen der Partei nicht kreativer agieren, sondern in altem Stil im Rahmen einer groß- bzw gutbürgerlichen Tageszeitung Werbegeld in den Rauchfang schießen. Wo bleibt der selbstbewusste Infight mit der FPÖ, raus in die Bezirke, in die Wirtshäuser, mit neuartigen Veranstaltungen („Raunz nicht, schmaus‘!“), vulgo Events? Denn ein gewisses Selbstbewusstsein ist ja durchaus angebracht. Über den monetären Aufwand lässt sich zwar trefflich streiten, aber fest steht: Wien ist eine lebenswerte, exzellent verwaltete Stadt, auf die man stolz sein kann. Auch Visionen plus Konzepte für die urbane Zukunft sind vorhanden, es gibt reichlich Grund für Optimismus.
Mich persönlich beispielsweise freut es besonders, dass zum Beispiel der Anteil des Öffi-Verkehrs wächst – von 29 Prozent im Jahr 1993 (Verkehrsmittelwahl der WienerInnen) auf 39 Prozent im vergangenen Jahr. Und dass die Stadt hier verkehrspolitische Akzente setzt und allein zwischen 2010 und 2015 3,7 Milliarden Euro in den öffentlichen Verkehr investiert hat. Und dass sich die neue 365 Euro-Jahreskarte zuletzt (2014) insgesamt 648.000 Mal verkauft hat (nach 356.000 Stück im Jahr 2010), weil ja auch das Service von U-Bahn, Straßenbahn und Stadtbus stimmig ist.
All das müsste die SPÖ den Leuten persönlich, volksnah und in modernem Stil verklickern, mit einfachen Botschaften, wie Strache es tut, und weniger durch seitenlange Bürgermeister-Interviews und ebenso langen Inseraten. Gute Argumente, warum Wien im internationalen Vergleich top ist und auch bleiben kann, gäbe es jedenfalls zuhauf.