Arbeiten wir zu viel? Dem Stress nach zu schließen, über den die meisten jammern, muss die Frage mit Ja beantwortet werden. Doch ist es wirklich „Arbeit“, die uns zu schaffen macht?
Der Kabarettist Pepi Hopf stellt in seinem neuen Programm „Anonymer Optimist“ die durchaus nachvollziehbare These auf, dass die meisten keiner Arbeit nachgingen, sondern bloß beschäftigt seien. Das heißt, sie machen Dinge, die in Wahrheit keiner vermissen würde, wenn sie nicht geschehen. Hopf nennt pointiert seine Familienverhältnisse als Beispiel für den gesellschaftlichen Wandel. Die Eltern seien hauptberuflich Gärtner gewesen und hätten in der Freizeit, am Wirtshaustisch, Schmäh geführt. Bei ihm als Kabarettisten sei es umgekehrt, er leiste sich die Landwirtschaft als Hobby.
Der technische Fortschritt führt dazu, dass viele keine Arbeit, ja nicht einmal mehr eine Beschäftigung haben. Gerade letzteres ist aber fürs Menschsein wichtig. Warum, das zeigt Nikolaus Geyrhalter in seinem Film „Über die Jahre“, in dem er die Folgen der Schließung einer Textilfabrik im Waldviertel dokumentiert. Beim Drehen, so der Regisseur in einem „Falter“-Beitrag (Falter 12/2015), sei er überrascht worden, „dass seine Arbeit zu verlieren nicht unbedingt das Schlimmste auf der Welt ist. Dass es trotzdem weitergeht. Dass es auch Menschen gibt, die aufblühen, solange sie, wenn schon keine Arbeit, so doch eine Beschäftigung haben. Es ist schon etwas sehr Wertvolles, in der Früh, wenn man aufsteht, zu wissen, was man den Tag über zu tun hat.“
Damit schließt sich gedanklich der Kreis zu den Überlegungen von Pepi Hopf. Die klassische Arbeit, im Sinne des Produzierens, wird in Zukunft weiter weniger werden. Gesellschaftspolitisch, mit Blick auf das zitierte Menschsein, muss vielmehr alles daran gesetzt werden, die Menschen sinnvoll zu beschäftigen. Wie das organisiert werden und damit gelingen kann, ob mit monetären Anreizen zusätzlich zu einem Grundeinkommen, ob in Form von Tauschgeschäften usw., bleibt die Herkulesaufgabe für die Politik, an der kein (Aus)Weg vorbeiführt. Sich damit zu beschäftigen (sic!), wäre zum Beispiel ein attraktiver Denksport gerade für einen stolzen Sozialdemokraten wie Michael Häupl. Auch wenn der Wiener Bürgermeister dafür über den Dienstag hinaus tätig sein müsste und sein Arbeitsaufwand im Vergleich zur Lehrerschaft noch größer ausfallen würde.