Zunächst bekam das Magazin „Economist“ mit Zanny Minton Beddoes die erste Chefredakteurin seiner 170-jährigen Geschichte. Und wenige Tage später vermeldete die WU Wien mit Edeltraud Hanappi-Egger die erste Frau an der Spitze ihrer 117-jährigen Historie.
Natürlich bot dieser geschlechtsspezifische Führungswandel schöne Stories für Nachrichtenproduzenten. Für Verwunderung oder gar Überraschung sorgte er jedoch keinesfalls. Eher für einen Response mit Achselzucken und dem Kommentar: „Wurde ja auch langsam Zeit.“
Speziell in Zeiten großer globaler Verunsicherung und der Angst vor omnipräsentem Terror und eben solchem Krieg machen solche News Mut. Sie zeigen auf, dass Umbrüche auch friedlich und ohne Zwang passieren. Personelle Wechsel wie die beschriebenen sind ja bloß Indizien für die vollzogene Veränderung, was eine lange währende, verbohrte, konservative, nicht sehr progressiven Geisteshaltung betrifft. In jenem Fall konkret eine, die Machtverhältnisse, Einfluss und Dominanz der Männerwelt bewahren möchte und negiert, dass Vielfalt Neuem leichter zum Durchbruch verhelfen kann.
Beispiele, was heute alles zum Glück diskussionslos selbstverständlich wurde, existieren zu Hauf‘. Wer hätte sich beispielsweise noch vor ein paar Jahren gedacht,…
…dass Deutschland von einer studierten Physikerin aus der ehemaligen DDR so erfolgreich und souverän regiert werden würde?
…dass der jüngste Außenminister Europas, Österreichs Sebastian Kurz, am diplomatischen Parkett eine gute Figur abgibt und damit beweist, dass juveniler Schwung der Politik durchaus guttut?
…dass in den USA ein Afroamerikaner zweimal zum Präsidenten gewählt wird?
…dass Homosexualität auch in Politik (Klaus Wowereit, Berliner Ex-Bürgermeister) und Wirtschaft (Apple CEO Tim Cook) längst kein Tratsch-, Klatsch- und Gesprächsthema mehr ist?
Das ist nicht nur grandios, sondern gibt Zuversicht, dass unsere Gesellschaft weiterhin liberal und vor allem fortschrittlich bleiben möchte. Dieser Optimismus impliziert in Folge - auf einer Meta-Ebene - Vision und Chance auf wachsenden Wohlstand für alle und nicht bloß für wenige. Und mit ihm lässt sich zugleich hoffen, dass „Je suis Charlie“-T-Shirts vielleicht doch irgendwann einmal in den musealen Kleiderschrank der Geschichte geräumt werden können.