Woher rührt der Gedanke, dass es ein Recht auf Urlaub in dem Sinne gibt, dass man dafür seinen Heimatort verlässt und verreist? Abgesehen vom Umstand, dass das freizeitbedingte Reisen grundsätzlich eine Beschäftigung ist, die sich nur Bürger aus reicheren Industriestaaten leisten können, kann ich mir zwei mögliche Gründe vorstellen:
Zum einen macht man es, weil sich, wie die Schriftstellerin Vea Kaiser in einer „Kurier“-Kolumne kürzlich schrieb, „alle zusammen nur darin einig sind, dass anderswo alles besser ist.“ Zum anderen tun wir es - und da kommt die Denkschule eines Josef Hader aus seinem Programm „Hader muss weg“ ins Spiel -, um letztendlich zu erkennen: „Wo anders, is a net anders.“
Reisen zu können bedeutet Freiheit. Daher ist ein Reiseverbot, unabhängig von der Bedeutung des Tourismus, der - gemäß BIP/Kopf - Österreich nach Spanien zur Nummer 2 innerhalb der EU macht, so schwierig durchzusetzen. Dabei bedroht die Freiheit der einen schon lange die Freiheit der anderen. Kroatien hat 4,1 Millionen Einwohner, aber jährlich 57,6 Millionen Touristen zu bespaßen. Das ist Weltspitze. 2019 waren wiederum 4,5 Milliarden Flugzeugpassagiere rund um den Globus unterwegs, an Spitzentagen befanden sich gleichzeitig 20.000 Flugzeuge in der Luft.
Ein Irrsinn, den man jedoch nur durch eine Verteuerung des Angebots etwas eindämmen könnte. Auf Flugscham zu setzen, wird zu wenig sein. Denn der Wunsch, Grenzen physisch zu überschreiten – und sei es manchmal bloß die Gemeindegrenze – hat auch mit den Menschen als soziale Wesen zu tun. Johan Lundgren, Chef von Easyjet, ist deshalb im „Spiegel“ (45/2020) für seine Branche und den Tourismus optimistisch: „Der Lockdown hat doch gezeigt, was fehlt, wenn wir uns nicht mehr treffen können. Das lässt sich die junge Generation nicht nehmen.“ Auch die Alten nicht. Und sei es auch nur, um wie jedes Jahr „ihren“ Eisverkäufer des Vertrauens in Jesolo freudestrahlend begrüßen zu dürfen.
Reise-Impressionen aus Spanien 2019: