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Michael Sgiarovello

Warum die Fußball-Welt, wie wir sie kennen, nicht mehr lange Bestand haben könnte

21/4/2019

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​The winner takes it all. In den großen Fußballigen ist es wie in der Wirtschaft. Die Großen werden mächtiger. In Spanien bevölkern etliche Provinzklubs die oberste Spielklasse, La Liga. Barcelona, Real Madrid und Atlético Madrid können ja nicht jede Woche gegeneinander spielen. Bisweilen müssen von ihnen Vereine wie Eibar, Alavés, Huesca, Leganés und Rayo Vallecano bespaßt werden.
 
Üppig fließende Fernsehgelder ermöglichen es, dass auch diese Klubs sehr passabel kickendes Personal anheuern dürfen. Am Ende des Tages machen sich allerdings die Großen die vorderen drei Plätze aus. Hie und da ärgert ein David den Goliath. Das Machtgefüge allerdings ist stabil, es wird durch die internationale Expansion der Fußball-Unterhaltungskonzerne Barcelona, Real Madrid und – mit etwas Abstand – Atlético Madrid weiter verfestigt.
 
Ein kleines Beispiel aus der spanischen Hauptstadt, das diese gesamte Entwicklung ganz gut illustriert. Bei Rayo Vallecano kann man selbst im digitalen Zeitalter Tickets nur direkt beim Stadion kaufen. Ordner gibt es bloß beim Stadionzutritt. Die fehlende Tribünenbeschriftung lässt einen zunächst die falschen Plätze in Beschlag nehmen. Dauerkartenbesitzer schicken fehlgeleitete Besucher wie uns retour in einen tiefer liegenden Tribünensektor, wo man sich dann zur richtigen Reihe durchfragen muss, weil es, wie gesagt, weder Beschriftung noch Ordner gibt.
​Schauplatzwechsel zu Real Madrid: In diesem Fall werden im Vorfeld die Tickets nur innerhalb der eigenen Real Madrid-App, die dafür zuvor aufs Smartphone geladen werden muss, verkauft. Die Eintrittskarten kommen dann zwar per E-Mail. Sie müssen in Folge jedoch über eine andere App heruntergeladen werden, da ein Papierausdruck als klassische PDF-Datei weder möglich noch erlaubt ist. Am Eingang des Bernabeu-Stadions hilft dann eine freundliche, Englisch sprechende Ordnerin das elektronische Ticket innerhalb der App zu finden.
 
Real Madrid ist Industrie 4.0. Rayo Vallecano ein kleiner Handwerkbetrieb. Die Eintrittspreise sind übrigens da wie dort gleich hoch. Real Madrid bietet die besten Fußballer der Welt und ein professionelles Besucherumfeld. Rayo Vallecano kann da definitiv nicht mithalten. Die Sympathien, die der alternative Fußball-Außenseiter genießt, sind mit jenen von Querdenkern in der Politik durchaus vergleichbar. Schicksal und Wählerpotential der Grünen sind bekannt. Auch in der Wirtschaft sind Mainstream-Bekämpfer wie Innocent, Kiehl´s oder Ben & Jerry´s längst Teil von Coca-Cola, L´Oréal und Unilever.
 
Rayo Vallecano wird natürlich nicht von Real Madrid übernommen werden. Die Abhängigkeit ist subtiler. Als kleiner Verein ist man von der Gönnerhaftigkeit der Großklubs anhängig. Wie viel vom riesigen Fernsehgelder-Kuchen der Liga bekomme ich? Und welche interessanten Talente darf ich von den großen Vereinen ausleihen, damit diese bei mir Spielpraxis bekommen. Der mit Abstand beste Torjäger von Rayo Vallecano, Raúl de Tomás, ist Leihspieler von Real Madrid. Er würde aktuell bei den Madrilenen nie zum Zug kommen, beim David der spanischen Hauptstadt hat er Superstar-Status. Die Förderung der Kleinen liegt somit im Interesse der Großen. Es kann ja, wie bereits erwähnt, nicht jede Woche Real Madrid gegen Barcelona am Spielplan stehen. Noch. Denn die Ausweitung der Champions League und vor allem neue internationale Bewerbe wie die angedachte Fifa-Klub-WM werden die Spielwiesen der dezidiert lokalen Klubs weiter begrenzen und deren Bedeutung sukzessive minimieren. Vereine wie Rayo Vallecano könnten bald Teil einer alten, versunkenen Fußballwelt werden. The winner takes it all.
Einen thematisch dazu passenden, sehr interessanten Beitrag namens „Patient Bundesliga“ hat kürzlich der Volks- und Betriebswirt Daniel Rahaus im „Spiegel“ (14/2019) publiziert, hier ein paar Auszüge:
 
(…) Wir erleben eine zunehmende Monopolisierung des Erfolgs und der damit verbundenen Aufmerksamkeit. (…) Ohne neue Ansätze, klare Regeln, echtes Fair Play, also fairen Wettbewerb, wird die besondere Kultur des Fußballs nachhaltig zerstört – wie bei einem Wald, der abgeholzt wird und auf dessen Fläche dann über Jahrzehnte kein vergleichbares Ökosystem wieder entstehen kann. (…) Ist es unter solchen ökonomisch und sportlich ungleichen Bedingungen überhaupt noch sinnvoll, Saison für Saison einen neuen Wettstreit auszurufen? Worin besteht die Relevanz, als Golf-Fahrer wieder und wieder gegen einen Porsche anzutreten, um die Frage zu klären, wer der Schnellere ist? (…)
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    Michael Sgiarovello ist studierter Publizist & Politologe und Leiter Unternehmenskommunikation Österreich bei Henkel CEE

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