Jetzt fußen diese Summen natürlich auf Verträgen, die es einzuhalten gilt. „Pacta sunt servanda“, heißt es im Lateinischen. Die Innenwirkung im Unternehmen Siemens, die die beiden Summen auslösen, kann und muss den beiden Managern ziemlich egal sein. Zurecht.
Zurecht werden aber sehr viele, wahrscheinlich nicht nur bei Siemens, die Frage aufwerfen, wie es zu solchen Verträgen eigentlich kommt. Denn dass jemand, der seine Ziele scheinbar nicht erreicht - denn warum sonst wurden die beiden Österreicher abgelöst -, dafür auch noch monetär redlich belohnt wird, ist doch eher ungewöhnlich. Zumal ja ansonsten doch eher Wettbewerbsprinzip, Erfolgsorientierung und der Abschied vom Komfortzonendenken gepredigt bzw. in Unternehmen bisweilen auch Mitarbeiter vertschüßt werden, die zwar als Person oder im Team erfolgreich sein mögen, aber halt nicht länger in eine bestimmte Organisationsmatrix passen.
In der unternehmenseigenen „SiemensWelt“ im Mai 2013 wird Peter Löscher zum Reformprogramm „Siemens 2014“ in einem Interview wie folgt zitiert:
„Es ist mir persönlich sehr wichtig, dass die Mitarbeiter spüren: Es geht nicht nur um Kosten oder Produktivität – wir werfen auch unnötige Bürokratie über Bord. Wir wollen der Mannschaft das Leben leichter machen.“
Wer diese Zeilen bei Siemens noch in Erinnerung haben sollte, wird wohl seine Stirn runzeln, süffisant schmunzeln und sich seinen Teil denken. Und darauf warten, dass das nächste teure Mitarbeiter-Motivationsprogramm als Beruhigungspille gestartet wird. Letzteres könnten sich Unternehmenseigentümer grundsätzlich sparen – Siemens ist hier ja nur ein Präzedenzfall. Ein wenig Bodenhaftung im Gagenbereich würde da schon ausreichen.