Speziell Entscheidungen im Krisenfall sind so haarig, dass ein Scheitern vorprogrammiert ist. Frei nach dem Uraltspruch: Wie man’s macht, ist’s verkehrt.
Extrembeispiel Ukraine-Konflikt. Wird Putin gegenüber Härte demonstriert, riskiert der Westen einen Krieg oder zumindest den Aufstand der Wirtschaft. Wird keine Härte gezeigt, legitimieren Brüssel und die USA den Abschuss eines Passagierflugzeugs mit 300 Toten. Und was war da noch gleich der Auslöser für den Konflikt? Dass eine korrupte, allerdings demokratisch legitimierte Regierung in einem geteilten Land von unzufriedenen Oppositionellen aus dem Amt vertrieben wurde. Welche politische Großmacht, in dessen Nachbarschaft das passiert, noch dazu in einem Land, wo Menschen mit gleicher Muttersprache leben, würde nicht sensitiv-aggressiv darauf reagieren? Eine interessante Analyse gegen den Meinungs-Meanstream bot der deutsche Philosoph Richard Precht kürzlich im „Kurier“ (http://kurier.at/politik/ausland/interview-mit-dem-philosophen-richard-david-precht-es-wird-gezuendelt-aber-wir-wollen-keinen-krieg/80.550.111).
Angesichts der Ukraine-Krise haben Österreichs Probleme Micky Mouse-Format. Das Nicht-Entscheiden und damit Nicht-Handeln der Politik bleibt. Jene Haltung kritisieren Unternehmensführer gerne, negieren dabei aber die Unterschiede zwischen Politik und Ökonomie. Michaela Steinacker, ehemalige Bankerin und jetzt Nationalrätin, erklärt im „Format“: „In der Wirtschaft entscheidet man mit der Hilfe von Trends, Zahlen und Analysen. In der Politik kommt es nur über Verhandlungen und Kompromisse zu einer Entscheidung. Daran musste ich mich erst gewöhnen.“ Daher muss den zögerlichen Spindeleggers, Merkels oder Junckers irgendwie auch mit Verständnis begegnet werden, zumal es in der Politik – siehe Ukraine – im Gegensatz zur Wirtschaft oft um Leben und Tod geht. Oder wie der Schriftsteller Michael Stavaric im „Standard“-Zwiegespräch mit Außenminister Sebastian Kurz (http://derstandard.at/2000004656105/Ich-wuerde-gerne-ueber-das-Ziel-hinausschiessen) zugeben musste: „Aber ich sehe, wie schwer es ist, Politiker zu sein. Es gibt kein Universalkonzept, das alles lösen kann.“