„Friday for Future“ ist nett, wahrscheinlich irgendwie wichtig, um die Leute für Nachhaltigkeit zu sensibilisieren und sie zumindest kurzfristig zum Nachdenken über unser westliches, ressourcenintensives Leben und Wirtschaften anzuregen. Aber in Wirklichkeit weiß doch jeder, wo und in welchem Ausmaß er im Alltag als Öko-Schweinderl unterwegs ist. Wie ein Raucher, für den es nichts Neues ist, dass Rauchen ungesund ist, oder wie jemand, der mit dem Gewicht kämpft, dem aber durchaus bewusst ist, dass seine Lifestyle-Kombination aus zu viel Schnitzerl und zu wenig Bewegung keineswegs ideal ist.
„Money for Future“ ist eindeutig wirksamer. Verhaltensweisen ändern sich ziemlich rasch, wenn es den Griff in die Brieftasche gibt. Das macht sowohl Einzelpersonen als auch Unternehmen flexibel, agil, kreativ und höchst innovativ. Steuern helfen ja im besten Wortsinn dabei, zu steuern und Geld zu lukrieren, das dazu dient, etwas Sinnvolles für Allgemeinheit und Gemeinwohl zu schaffen. Mit dem Wiener Gemeindebau, in dem heute 500.000 Menschen leben, wurde vor exakt 100 Jahren gestartet, um günstigen Wohnraum zu schaffen. Für diese sozialpolitische Großtat verwendet wurden damals Steuern auf diverse Luxusgüter. Hat funktioniert, sogar in einer Zeit, in dem der heutige Wohlstand unvorstellbar war (Buchtipp: Uwe Mauch/Mario Lang: Homestorys aus dem Roten Wien. 100 Geschichten zu 100 Jahren Gemeindebau, Verlag Hollinek 2019).
Möglichkeiten der sinnvollen Steuerung gibt es viele. Plastiksackerl werden ab 2020 verboten. Wir sprechen über maximal 7.000 Tonnen Müll. Die ARA sammelte zuletzt 175.377 Tonnen Kunststoffverpackungen. 80 Prozent der Plastiksackerl werden bislang übrigens als Müllsäcke weiterverwendet. Müllsackerlproduzenten dürfen sich also demnächst über ordentliche Zusatzumsätze freuen. Warum nicht Plastiksackerl künstlich verteuern und das zusätzlich eingenommene Geld in Umweltprojekte investieren?
Monetäre Belastung beseitigt viele Torheiten. Transportkosten beispielsweise sind viel zu niedrig, nicht nur jene im Flugverkehr. Im Online-Handel in Deutschland wird jedes 6. Paket retourniert. 280 Millionen Pakete gehen somit jährlich „return to sender“, das ergibt CO2-Äquivalente von 238.000 Tonnen. Oder die aus Nachhaltigkeitsperspektive definitive Schwachsinnsregelung, dass Schwechater Taxifahrer keine Wiener Passagiere zurück zum Flughafen chauffieren und vice versa Wiener Taxler keine Fluggäste in Schwechat auf der Rückfahrt mitnehmen dürfen. Das resultiert, laut Wiener Tourismuschef Norbert Kettner, in neun Millionen Leerkilometern im Jahr. Her mit „Money for Future“. Gewissensappelle sind zu wenig. Ich bin dafür das beste Beispiel.
Als Elvis Presley „Return to Sender” sang, waren Postboten mehr mit der Zustellung von Liebesbriefen beschäftigt und nicht so sehr mit den Retouren von Amazon oder Zalando