Die englischen Premier League-Klubs investierten im Jänner 130 Millionen Pfund in neues Personal, im Juli und August 2013 waren es beachtliche 630 Mio. Pfund – neuer Saison-Rekord. Das dabei ewig wiederkehrende Ritual: Vereine lizitieren sich hoch, es wird gepokert, hektisch Geld verbrannt. Die mit Abstand meisten Spielertransfers finden nämlich am sogenannten D-Day, also am 31. Jänner bzw. 31. August, statt. Eine durchdachte, langfristige Personalplanung sieht anders aus. So verpflichtete Arsenal London beispielsweise gerade eben im letzten Moment den Schweden Kim Källström bis Saisonende, also bis Anfang Mai, um dann festzustellen, dass der Spieler aktuell verletzt ist und wochenlang ausfällt.
Diese Transfer-Hysterie ist insofern logisch, als Klubbesitzer und Fans den schnellen Erfolg wollen, der kein gezieltes, ruhiges Darauf-Hinarbeiten zulässt. Jeder Niederlagenserie folgt ein neuer Trainer sowie die panische Suche nach neuen spielerischen Heilsbringern, außer Acht lassend, dass gerade das Fußballbusiness stark von Glück und Zufall abhängt. Geht der Ball links an der Torstange vorbei ins Out oder hoppelt er gerade noch rechts an ihr vorbei ins Tor. Woody Allen stellte in der Anfangssequenz seines Films „Matchpoint“ anhand eines an der Oberkante des Netzes entlang tanzenden Tennisballs den Lauf des menschlichen Schicksals symbolisch nach. Wäre er Fußballfan, hätte er wohl einen Lattenpendler in Großaufnahme und Zeitlupe gezeigt.
Fußballklubs agieren damit ein klein wenig wie manche börsennotierte Unternehmen, deren Denken und Handeln von Quartalsbericht zu Quartalsbericht reicht. Fehlt die schnelle Rendite, also der Erfolg, wird allerdings meist nicht mehr Geld investiert, sondern das Budget zusammengestrichen und Kosten reduziert. Im Fußball ist´s umgekehrt. Mangelt es an Erfolg, wird in die Belegschaft investiert, selbst auf die Gefahr hin, am Schluss ohne Erfolg und stattdessen mit reichlich Schulden da zu stehen.
Fußball ist, trotz turbokapitalistischer Tendenzen, Showbusiness. Und die beste Show gebiert noch immer der Größenwahn, der Irrsinn ohne Methode. Er ist Otto Normalverbraucher fremd, ihm steht er bewundernd oder ablehnend gegenüber, jedoch nie gleichgültig, geschweige denn emotionslos. Der Fußballkonsument akzeptiert das Realitätsfremde, interpretiert vielmehr den millionenschweren Spielertransfer wider besseres Wissen und bar jeglicher Logik als weise Personalentscheidung, speziell dann, wenn der neue Stürmer den Ball, wie und warum auch immer, doch ins Tor zu stolpern vermag.
Die nächste Transferzeit bricht im Sommer wieder an. Und wieder werden Millionengelder fließen. Allen Fußballfans dieser Welt sei dazu der Romantitel von Ödon von Horvath als Betitelung dieses traditionell panikhaften Geschehens mit für sie schicksalshafter Deutung gewidmet: „Glaube, Liebe, Hoffnung“.