Zunächst gilt es festzustellen: Ö3 ist dazu da, Musik für die Masse/n zu senden, Reichweite zu generieren und Werbekunden anzulocken. Damit unter dem Strich reichlich Geld für den ORF erwirtschaftet wird, das der Staatssender dann wiederum zum Beispiel in ein Qualitätsprogramm wie Ö1 investieren kann.
Wenn jetzt die Senderverantwortlichen von Ö3 glauben, dass sie ohne Pop-Musik made in Austria erfolgreich sein können, so ist das legitim. Solange eben Marktanteil und Werbeeinnahmen dies unter Beweis stellen und der Bildungsauftrag erfüllt wird, sprich Sender- und Sendungsqualität anderswo nicht leiden. Ob dies beim ORF noch der Fall ist, darüber lässt sich trefflich streiten.
Genauso trefflich diskussionswert würde aber auch jegliche Austropop-Quote sein. Wer legt sie fest, welche Höhe kommt in Frage und vor allem wer konkret sollte davon profitieren?
Gerade die Umwälzungen im Musikgeschäft zeigen, dass Popularität heute oft abseits der traditionellen Vermarktungswege geboren wird und Künstler aufgrund des Niedergangs des Plattengeschäfts vermehrt auf andere Einnahmequellen wie Konzerttourneen und Live-Auftritte setzen müssen. Selbst Quotenvorgaben würden daran nichts ändern.
Quotenvorgaben sind vielmehr gestrig, weil bevormundend, sie sind wettbewerbshemmend und stehen dem Qualitätsgedanken entgegen. Möge sich doch das Beste durchsetzen, sei es musikalisch in der Mainstream-Masse (Ö3) oder in der Alternativ-Ecke (fm4). Ohne Eingriff von jemandem, der hoheitlich glaubt, dass das „Zurück zum Ursprung“-Konzept auch in der Kultur einen wichtigen Qualitätsfaktor darstellt.
P.S.: Ein weiteres Quoten-Defizit oder vielmehr Quoten–Dilemma hat vor längerer Zeit ein jetzt ehemaliger „Kurier“-Chefredakteur bei einer Podiumsdiskussion zum Besten gegeben. Der hatte in einer Redaktionssitzung angekündigt, eine Position intern am liebsten mit einer Frau nachbesetzen zu wollen. Folge davon: Frauen meldeten sich für den Job nicht, weil es im positiven Fall geheißen hätte, die Qualifikation dafür sei wohl das Geschlecht gewesen. Und Männer bewarben sich nicht, weil für sie klar schien, dass ohnedies ein weiblicher Kandidat bevorzugt werden würde.