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Michael Sgiarovello

Den Wandel wagen: Sturm und Drang enstehen durch Zwang

19/1/2014

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Der deutsche Fußball ist Weltspitze. Klubs und DFB haben es geschafft, das Ausbildungssystem so aufzustellen, dass der Fluss an Talenten scheinbar nicht versiegt. War früher athletisch dominierter Rumpelfußball angesagt, regiert jetzt offensiver, allseits bewunderter Highspeed-Kick. Der deutsche Journalist Ulrich Hesse hat im englischen
Fußballmagazin „The Blizzard“ sehr akribisch dargelegt, wie und warum dieser Wandel im Fußballschulsystem ab 1998 eingeleitet wurde. Quintessenz: Es war die Not, aus der eine Tugend gemacht wurde. Flops bei der Weltmeisterschaft 1998, den Europameisterschaften 2000 und 2004 - übertüncht vom Vizeweltmeistertitel dank Torwarttitan Oliver Kahn 2002 - zeigten, dass der Anspruch Deutschlands, eine Fußball-Weltmacht zu sein, nicht länger gerechfertigt war. Ferner war der finanzielle Spielraum in den Vereinsbudgets bescheiden geworden im Vergleich zu den dank reichlich fließender TV-Gelder deutlich besser ausgestatteten Top-Ligen Englands, Italiens oder Spaniens. Kaum ein internationaler Top-Spieler konnte daher nach Deutschland gelockt werden. Die Bundesliga-Vereine mussten sich vielmehr auf die eigenen Ressourcen, sprich den eigenen Nachwuchs, konzentrieren und eine neue Spielphilosophie entwickeln. Mit dem Rücken zur Wand stehend, gelang, was heute beim Blick auf die Fußballszene evident ist, der Befreiungsschlag.

Wer äußeren Zwängen unterliegt, lässt Änderungen zu und wird kreativ. Wandel passiert kaum freiwillig, quasi allein durch weise Vorausschau. Henkel wurde in den 1920er Jahren Klebstoffproduzent, um die eigenen Waschmittelpackungen zu verkleben, und nicht weil die Wirtschaftsprognosen für Klebstoffe so rosig gewesen wären. Unternehmen setzen sich heute vermehrt mit Nachhaltigkeit auseinander, weil Energie, Rohstoffe etc. teurer und teurer werden. Es zahlt sich schlichtweg im Wettbewerb aus, auf Ressourcenschonung zu setzen. Das hat nichts mit Gutmenschentum zu tun, sondern senkt Kosten und macht Unternehmen überlebensfähig.

Es geht also um äußeren Druck oder aber auch um inneren, selbst auferlegten Druck. Letzterer lässt sich in steter
Unzufriedenheit mit dem Erreichten oder dem Streben, ständig besser werden zu wollen, zusammenfassen. Sonst ist eine Firma in der Wirtschaft rasch vom Markt gefegt – wie etwa Kodak oder Polaroid, die den digitalen Wandel im
Fotografiegeschäft negiert hatten. Und im Sport fehlen alsbald Medaillen,Titel und Trophäen.

Wer jedoch meist relativ unabhängig von äußerem und innerem Druck handelt, sind Politiker. In dem Sinne, dass Fehlverhalten oder fehlendes Handeln selten mit dramatischen, existenzbedrohenden Konsequenzen einhergeht. Steigt die Arbeitslosigkeit, ist die Wirtschaft schuld. Wird das Budgetloch größer, ist es per definitionem kein Loch oder es hat mit Sachzwängen zu tun. Fehlt die Pensionsreform, war die Zeit für Beschlussfassung und Kompromissfindung zu kurz. Zwischendurch wird hurtig die Staatsverschuldung erhöht. Politische Akteure und Parteien bleiben, trotz Stimmenverlusten bei den Wahlen dann und wann, die gleichen, ebenso erhalten bleibt natürlich die Zahl der Probleme. Das änderte sich nur, wenn mutig ganz konkrete und messbare Ziele, die in einer Legislaturperiode erreicht werden sollen, genannt würden. Sturm und Drang, hier zu übersetzen mit im positiven
Sinne den Wandel herbeiführend, entstehen vor allem durch Zwang, eben diese Ziele auch wirklich erreichen zu müssen. Der Wähler bliebe damit echte Prüfinstanz. Und würde wahrscheinlich sogar die eine oder andere Zielverfehlung akzeptieren, zumal mit soviel Ehrlichkeit und Offenheit in Zeiten von Politik- und Parteienverdrossenheit echtes Neuland betreten worden wäre. 


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    Michael Sgiarovello ist studierter Publizist & Politologe und Leiter Unternehmenskommunikation Österreich bei Henkel CEE

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