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Michael Sgiarovello

Warum das Loblied auf die Einfachheit immer wieder neu angestimmt werden muss

28/11/2015

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​Dass alles sehr kompliziert ist, hat – angeblich – einmal ein österreichischer Bundeskanzler behauptet. Komplexität ist aber meist durchaus selbst verschuldet: Das reicht vom Steuersystem, das ebenso undurchsichtig ist wie das Förder(un)wesen, bis hin zum App-Store mit 100 Routenplanern, die niemand braucht. Die von mir dafür vermutete Hauptursache ist die Hoffnung, es damit allen recht zu machen, und gleichzeitig, wenn das nicht der Fall sein sollte, die Sorge, sonst Minuspunkte bei irgendwem einzuheimsen.
 
Dabei sind oft all jene erfolgreich, die simple, klare Angebote legen oder zumindest einfach - Keep it simple and stupid (KISS-Prinzip) – kommunizieren und dadurch Stress bzw. Überforderung beim Gegenüber reduzieren.
 
Hofer beispielsweise erklärt sein Mobilfunkangebot auf zwei A4-Seiten.
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​Merkur präsentiert auf einer Flugblattseite exemplarisch die Botschaft: Ich verfüge über Lebensmittelvielfalt – vom Apfelsaft um 1,99 EUR pro Liter bis zur Clever-Variante um 69 Cent, vom Müsli um satte 9,98 Euro das Kilo bis zur Alternative um schlappe 2,52 Euro
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​Ich habe vor kurzem auch ein sehr nettes Werbe-Beispiel eines Friseurs bei mir im Postfach gefunden. Ein türkischer Figaro offeriert ein breites Service. Über den Preis braucht sein Kunde nicht zu sinnieren, denn jener beträgt in jedem Fall 10 Euro.
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​Alfie wiederum hat mir folgenden kleinen Zettel vor die Haustür gelegt.
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Ich weiß, dass sich dahinter ein Getränkehändler verbirgt. Denn natürlich habe ich die angegebene Homepage besucht.
 
Die beiden letztgenannten Exempel heben sich zudem wohltuend vom werblichen Einheitsbrei ab, mit dem man ansonsten konfrontiert ist. Das Foto zeigt das (austauschbare) Flugblattangebot diverser Food-Lieferservices, die ich im Laufe eines Jahres zugestellt bekommen habe.

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Dass das Lob der Einfachheit einmal doch mehrheitsfähig werden könnte, muss allerdings bezweifelt werden. Warum, das erklärte Jürgen von Rutenberg in einem „Zeit“-Essay (27.05.2010): „Einfachheit ist nach allen Seiten offen: Sie kann genauso gut aus Überfluss resultieren wie aus Mangel. Sie kann ein Symbol des Reichtums sein und der Armut. Ganz leicht lässt sich die ganze Kulturgeschichte als ständiger Wettkampf zwischen Komplikation und Einfachheit erzählen. Denn jede Vereinfachung zieht wieder neue Kompliziertheiten nach sich. Und so fängt das Spiel immer wieder von vorn an.“
 
Aber wir könnten uns bemühen, dieses Spiel immer wieder zu beschleunigen.
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Die Macht der Bilder – die Politik hat’s noch immer nicht verstanden

7/11/2015

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In Bezug auf die aktuelle Flüchtlingswelle darf man sich seit kurzem wieder über ein neues Highlight auf der langen Liste des desaströsen, absurden politischen Krisenmanagements wundern. In Athen wurden 30 Menschen – vier Familien aus Syrien, zwei aus Afghanistan – nach Brüssel ausgeflogen, um in Luxemburg eine neue Heimat zu finden. Im Verabschiedungskomitee für die Medien am Flughafen: der griechische Regierungschef Alexis Tsipras, EU-Parlamentspräsident Martin Schulz und Dimitris Avramopoulos, EU-Migrationskommissar (aha, was macht dieser Mann eigentlich beruflich?).
​Die intendierte Interpretation dieser Bilder sollte wohl sein: Die Politik hat die Situation im Griff. Es gilt zwar 160.000 Schutzsuchende europaweit zu verteilen, aber ein erster Schritt ist getan. Die wahrscheinliche Interpretation dürfte allerdings sein: Die Politik ist vollkommen abgehoben – und sie braucht nicht einmal ein Flugzeug dafür.
 
Die entscheidende Frage für das reiche Europa (und so wird es zurecht von Syrern, Afghanen oder Somaliern gesehen) wird langfristig nicht die kurzfristige Beherbergung von durch Krieg verfolgten und Armut getroffenen Menschen sein. Es geht vielmehr um ein neues Denken, wie denn die Zukunft von Arbeitsmarkt und Sozialsystem zu gestalten ist. Denn Faktum ist:
 
Die Zahl der Arbeitslosen steigt europaweit (und wird durch die Flüchtlinge weiter steigen), in Österreich liegt sie auf einem Rekordhoch von über 400.000 Menschen.
 
Unternehmen halten sich mit Investitionen zurück und scheuen ob der staatlichen Abgaben und Auflagen davor zurück, neue Jobs zu schaffen.
 
Das Sozial- und Gesundheitssystem muss daher zwangsläufig weiter zurückgefahren werden, weil einerseits immer mehr Menschen darauf angewiesen sind. Andererseits fehlen Investitionen und neue Jobs, die jenes finanziell stützen könnten. Die Steuer- und Abgabenleistung von Wirtschaft und Arbeitnehmern scheint am Plafond zu sein.
 
Dass in Zukunft aufgrund des demografischen Wandels Arbeitskräfte fehlen werden, halte ich für eine Schimäre. Der technische Fortschritt bedingt, dass immer weniger Menschen immer mehr produzieren und leisten. Zugleich leben in einer global immer stärker vernetzten (Arbeits-)Welt mit sieben Milliarden Menschen ohnedies fast doppelt so viele wie noch vor rund vier Jahrzehnten.
 
Und schließlich gibt es die ungleiche Verteilung von Reichtum. Immer weniger Menschen besitzen immer mehr vom Wohlstandskuchen.
 
Nur wenn die Politik Antworten auf diese gesellschaftlichen Entwicklungen findet, wird Frau Merkels Credo „Wir schaffen das“ Realität werden. Das gilt im Übrigen auch für den Abschiedswunsch von Herrn Tsipras an die 30 Syrer und Afghanen: „Heute haben Sie die Möglichkeit, eine Reise in die Hoffnung auf eine bessere Zukunft zu machen.“ Ich befürchte jedoch, dass - bis es hoffentlich einmal soweit ist -, Zäune, Stacheldraht und Militäreinsatz die Festung Europa schaffen werden und sehr bald andere, unschönere Bilder als jene vom Flughafen Athen um die Welt gehen werden.
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    Über Gott (eher weniger) und die Welt (eher mehr)

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    Michael Sgiarovello ist studierter Publizist & Politologe und Leiter Unternehmenskommunikation Österreich bei Henkel CEE

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