Ist das ePaper die Lösung?
Ja, sagen diejenigen, die meinen, dass ja Content King ist, also dass es den Leuten ja hauptsächlich um Inhalte geht und weniger um die Darbietungsform derselben. Nein, sagen wiederum andere, die überzeugt sind, dass die Gratis-Inhaltsschwemme des Internet „unstoppable“ (Conchita Wurst) ist. Nein, meinen aber auch diejenigen Medienkonsumenten, denen das Rascheln von Papier sowie dessen Haptik und damit auch die Print-Darreichung wichtig sind.
Jetzt wurden in Deutschland wieder einmal ePaper-Zahlen publiziert (IVW-Analyse, zitiert in MEEDIA), die beiden Meinungsträgern in die Karten spielen.
Ja, die E-Paper-Verkäufe steigen rasant. So wurden in unserem Nachbarland im 3. Quartal bereits 550.000 Zeitungen und 550.000 Publikumszeitschriften pro Ausgabe als ePaper an die Frau/an den Mann gebracht. Praktisch jedes Produkt konnte Steigerungen im zweistelligen Prozentbereich gegenüber dem Vorjahr verbuchen.
Nein, das ePaper ist weiterhin eine nette Nische, verkaufen doch die Spitzenreiter „Süddeutsche Zeitung“ und „Spiegel“ – inklusive aller Sonderverkäufe, also einschließlich diverser Rabattaktionen - nur 30.000 bzw. 50.000 digitale Versionen ihres täglichen bzw. wöchentlichen Content.
Soll man nun ratlos sein? Nein. Die beschriebene Entwicklung ist noch nicht zu Ende oder zu Ende gedacht. Die Hoffnung stirbt zuletzt, sagt der Optimist. Und muss wahrscheinlich mit Zeit und damit Geduld gepaart sein, ergänzt der Realist.
Eine Passage aus einem Interview, das „Die Zeit“ (43/2014) mit Bono, dem Sänger von U2, geführt hat, beschreibt eine Perspektive, die auch für die Medienbranche Gültigkeit hat:
Sie haben eine ganze Generation verloren, die nicht mehr daran gewöhnt ist, für Musik zu zahlen. Wie wollen Sie die überzeugen?
Bono: Kommt Wasser bei Ihnen aus dem Wasserhahn?
Meistens schon.
Bono: Warum gibt es dann eine gewaltige Industrie, die gut davon lebt, in Flaschen abgefülltes Wasser zu verkaufen? Also etwas, das aus jedem Wasserhahn umsonst kommt. Wenn es jemand geschafft hat, Menschen dazu zu bringen, für abgefülltes Wasser zu zahlen, wird uns das auch mit Musik gelingen. Letztlich geht es allein um die Qualität des Produktes und wie es verkauft und präsentiert wird. Hätte man in den siebziger Jahren Menschen erzählt, dass in der Zukunft viel Geld mit Wasser in Flaschen zu machen sei, hätten die einen doch ausgelacht.
Ich bin optimistisch, dass etliche Medienunternehmer wie seinerzeit die Wasserprofis Nestlé, Coca-Cola oder Danone schon bald den Stein der Weisen für ihre Branche finden werden.