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Michael Sgiarovello

Können wir uns mit Hilfe unserer Nachrichten wirklich nach etwas richten?

3/9/2017

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Ein regionaler Überblick, das ist das, was Journalismus auch heute noch leisten kann. Der Medienjournalist Dr. Walter Braun berichtete jüngst in seinem „Horizont“-Kommentar, dass es im südenglischen Poole und Bournemouth sogar zu einem Revival der gedruckten Ortspostillen gekommen ist.
 
Diese Form des Journalismus, ganz nah am Bürger dran zu sein, entspricht dem Wortsinn von „Nachrichten“. Sich nach etwas richten. Straßenbauarbeiten im Zentrum von Poole oder der neue, schicke Bioladen in Bournemouth haben für die dort lebenden Bewohner Alltags-Relevanz, Hurrikan Harvey oder die Zwillinge von George Clooney nicht.
 
Was Medien überhaupt zu leisten imstande sind bzw. wozu sie zu leisten imstande sein möchten, stellt der in England lebende Schweizer Philosoph Alain de Botton (http://alaindebotton.com/) in seinem Buch „Die Nachrichten“ (http://alaindebotton.com/news-users-manual/)  zur Diskussion. Er zeigt auf, dass die ereignisfixierte Negativberichterstattung nicht bloß demokratiepolitisch, sondern auch fürs individuelle Selbstbewusstsein und die Psyche schädlich ist. Die Nachrichten über Wahlen in Kenia und damit verbundene, mögliche Turbulenzen verfestigen beispielsweise das Bild von Afrika als chaotischer, dem weiteren und logischen Niedergang geweihter Kontinent, von dem für die restliche Welt nichts Gutes zu erwarten ist (Migration).
 
Dem müsse, so der Philosoph, das „big picture“ entgegengesetzt werden, eine Hintergrundberichterstattung also, bei dem die News, hier etwa eine Wahl, erklärend in einen großen Gesamtzusammenhang gestellt werden. Alles andere, meint Alain de Botton, sei sinnlos, ein Nachrichtenkonsum nämlich, der vorrangig auf Zeittotschalgen und Unterhaltung abziele. Die Menschen blieben orientierungslos, ja oft sogar furchtsam und verzweifelt zurück. Der kluge Mann hat recht, bedenkt man außerdem die allseits grassierende Twitter-, Instagram- und Facebook-Manie, die Nachrichten-Fastfood liefert und das, so der Einzelne das möchte, geradezu im Sekundentakt.
 
Gerade Qualitätsmedien müssen sich der Herausforderung, die Welt nicht beschreiben, sondern vielmehr erklären zu wollen, stellen. Das bedeutet: Mut zur Lücke zeigen, nicht jeder Auftritt des Bundes- oder Vizekanzlers ist schließlich berichtenswert, weniger Themen und diese dafür fundierter, mit Expertenwissen angereichert, spielen. Nur dann können die große Welt und ihre Nachrichten so erklärt werden, dass einem das sich nach etwas richten wirklich leichtfällt.
 
Wenn sich Liam Gallagher (Oasis) plötzlich vor einem in einem Londoner Park die Schuhbänder schnürt, ist das für den Betroffenen im Twitter-, Instagram- und Twitter-Zeitalter sicherlich überraschend und interessant. Doch es handelt sich um keine Nachricht im klassischen Sinn.
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    Über Gott (eher weniger) und die Welt (eher mehr)

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    Michael Sgiarovello ist studierter Publizist & Politologe und Leiter Unternehmenskommunikation Österreich bei Henkel CEE

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