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Michael Sgiarovello

Unsere irreale Lebensmittelwelt

19/8/2013

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„Überlegen Sie doch mal kurz: Gibt es im Supermarkt wirklich ein Joghurt um 50 Cent zu kaufen, das Sie gesund machen kann?“ Der kritische Ernährungsexperte Udo Pollmer brachte es im Rahmen eines Interviews, das ich einmal mit ihm führte, treffend auf den Punkt. Wir wollen einfache Lösungen für Probleme, auf die es keine simplen Antworten geben kann. Gesundheit = gesundes Essen. Diese Gleichung stimmt nicht.

Doch gerade wenn es ums Essen und Trinken geht, ist der Aufbau von Scheinwelten gang und gäbe. Wir trinken und fühlen uns fit – auch wenn die trendige Brause hauptsächlich aus Zucker, Geschmacksstoffen und Wasser besteht. Wir lieben Bio und retten die Umwelt – auch wenn entsprechendes Obst und Gemüse ein weit gereistes ist. Wir wollen für Fleisch und Wurst nur einen möglichst kleinen Obolus entrichten und glauben, dass das Schlachtvieh auf der Weide vom Bauern sanft zu Tode gestreichelt wurde.

Bisweilen decken Medien die Realität auf. Wie eben der „Spiegel“ mit dem reißerischen Titel „Natürlich künstlich. Billig, schnell, industriell: Unser Essen vom Fließband“. Kurz werden uns die Augen geöffnet. Doch beim nächsten Kaufakt bei Billa & Co. verschließen wir sie gerne wieder. Bequemlichkeit ist King, Sparsamkeit eine Tugend. Mehrweg schön und gut. Aber wenn Mineralwasser im luftig-leichten Einweg-Pet doch um 5 Cent billiger ist, beklagt der kritische Akademiker den Plastikverpackungswahn halt bei anderer Gelegenheit.

Woody Allen erklärte das Phänomen von Realitätsflucht in einem „Zeit“-Gespräch so: „Im Laufe des Lebens erfindet man Strategien, sich die Wirklichkeit vom Leib zu halten. Manche Leute gucken Fußball, andere malen oder töpfern. Man erschafft sich seine eigenen dummen kleinen Probleme. Selbst wenn man mit seiner Frau eine wunderbare Beziehung hat, erschafft man sich Schwierigkeiten, die man überwinden zu müssen glaubt. Das beschäftigt einen und lenkt ab von den unlösbaren Problemen der Welt. Mag sein, dass es irgendwo in der Wirklichkeit einen Platz für mich gegeben hätte. Aber ich hatte nie Lust, dorthin zu gehen. Ich wollte nicht in der Wirklichkeit leben. Ich glaube, niemand will das.”

Mehr (Selbst-)Ehrlichkeit täte in punkto Lebensmittel und Ernährung not. Und vor allem Gelassenheit. Denn Fakt ist: Noch nie in der Menschheitsgeschichte waren dank der bösen Industrie und Landwirtschaft Lebensmittel qualitativ so gut, so sicher und gleichzeitig so günstig wie heute. 



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Überflieger landen irgendwann immer hart

9/8/2013

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„Der ist ja so gescheit.“ So pflegte eine Fotografin, die mich seinerzeit zu Interviews begleitete, bisweilen die Performance meines Gesprächspartners zusammenzufassen. Diese Konklusion trifft auf sehr viele Analysen der Medienwelt zu. Nur leider ziehen Journalisten diese Schlüsse meist ex post.

Siehe aktuell der Fall Peter Löscher, also die Causa des gerade eben verabschiedeten Siemens-Vorstandschefs. Das „Format“ titelte mit „Die 10 Fehler des Peter Löscher“ und brachte damit zum Ausdruck, dass der Abgang des Managers eigentlich nur allzu logisch war und ihn nur absolut wirtschaftsrealitätsferne Geister nicht herannahen sehen konnten. Die Berichterstattung über Peter Löscher und Siemens fiel davor doch etwas differenzierter aus. Vor allem schwang dabei immer der Stolz mit, dass es mit ihm einer von uns Österreichern zu höchsten Führungsweihen gebracht hatte.

Was lernen wir daraus wieder einmal: Je höher der Aufstieg, desto tiefer der Fall. Psychische Vorbereitung auf diesen systemimmanenten, unvermeidlichen Watschentanz kann also jedem Erfolgstypen nicht schaden. Spot und Häme sind in diesem Spiel inklusive. Zumindest Peter Löscher wird´s bald egal sein. Mit kolportierten 9 Millionen Euro Schmerzensgeld in der Tasche darf sich der Kärntner bei der Suche nach der sprichwörtlich neuen Herausforderung getrost etwas Zeit lassen.
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Alles schon mal dagewesen

4/8/2013

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In der „Kronenzeitung“ wurde kürzlich die Coverstory einer Ausgabe aus dem Sommer 1982 präsentiert. 
Sie lautete: „Was an unseren Schulen anders werden soll: Mehr Lernen, mehr Sprachen, bessere Ausbildung der Lehrkräfte und künftig weniger Schüler in den Klassen“. Das erinnert stark an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ und lässt vor allem staunen, wie die Lösung von Problemen über Jahrzehnte hinausgeschoben werden kann. 


Dabei hat die Schulthematik ja keine Alleinstellung auf der Agenda des ewigen Schlagzeilenlieferantentums. Man nehme etwa den österreichischen Bundesrat. Praktisch jeder bestätigt, ebenfalls seit Jahrzehnten, dass dessen Funktion im politischen Entscheidungsprozess obsolet ist. Etwas, dass sich Reform nennen könnte, passiert trotzdem nicht. Über die Gründe darf gerätselt werden. Ist es Wurschtigkeit, außergewöhnliches Beharrungsvermögen, Kritikresistenz oder einfach eine andere Prioritätenfestsetzung der politischen Eliten? 


Wohl kaum. Wahrscheinlich hat es viel grundlegender damit zu tun, dass der Wechsel im politischen System so rasch erfolgt, dass sich Entscheidungsträger die großen Würfe nicht antun wollen bzw. müssen. Schließlich möchte jede(r) wiedergewählt werden. Andererseits sind politische Ziele meist so schwammig und mit reichlich Interpretationsspielraum ausformuliert, dass alle Parteien vor jeder Wahl nur Erfolgsbilanzen ziehen können. Das ist allzu menschlich. Und wird sich nicht ändern, solange der (budgetäre und finanzielle) Leidensdruck auszuhalten ist und der Staatschuldenstand locker erhöht bzw. durch neue Steuern und Einnahmen ausgeglichen werden kann. 


Will heißen: Man kann getrost davon ausgehen, dass uns sowohl die Schul- und Bildungsdebatte als auch die Bundesratkrise in der medialen Berichterstattung weiterhin erhalten bleiben.
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    Über Gott (eher weniger) und die Welt (eher mehr)

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    Michael Sgiarovello ist studierter Publizist & Politologe und Leiter Unternehmenskommunikation Österreich bei Henkel CEE

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