Die Welt ändert sich rasant, aber der FC Reading zum Beispiel ist und bleibt seit 1871 der FC Reading. Klar, statt den von Pioniergeist beseelten Gründervätern hat heute Geschäftsmann John Madejski, nach dem auch das Stadion benannt ist, samt thailändischem Eigentümer-Konsortium das Sagen. Und die Spieler kommen nicht länger aus Reading, sondern aus dem Oman, aus Frankreich, aus Portugal, Spanien oder Peru.
Die meisten Reading-Fans gehen regelmäßig zu den Matches des Klubs, egal in welcher Liga die Royals gerade spielen. Denn Meisterschaft ist Meisterschaft, Freude und Trauer über Sieg und Niederlage bleiben eins. Diese emotionale Bindung von Kunden (= Fans) muss sich ein Unternehmen erst mühsam erarbeiten. Daher wirkt der Fußball gerade auf Unternehmerpersönlichkeiten magnetisch, die oft alles besitzen außer Anerkennung, Liebe und Zuneigung durch die Öffentlichkeit. In diese positiven Gefühle muss allerdings laufend investiert werden, wachsen sie doch nur parallel zum sportlichen Erfolg. Daher ist Fußball für Vereinsbesitzer meist ein schlechtes Geschäft mit niedrigen monetären Renditen. Doch verabschiedet sich der eine Klubeigner, steht schon der nächste nach positiven Emotionen heischende Tycoon in der Tür vom Vereinshaus.
Impression aus Reading vom Madejski-Stadion, März 2016, vor dem Match FC Reading versus Cardiff City:
Fußballvereine sind ein Stück Heimat. Sie spiegeln den Menschen ihr eigenes Leben unmittelbar wider: die Ungewissheit, die Unplanbarkeit, die Ups and Downs, die Ärgernisse, die Freuden und die großen Momente, die für die einen im Fußball der x-te Meistertitel, für die anderen hingegen bloß das erste Unentschieden gegen den Lokalrivalen nach 50 Jahren sind.