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Michael Sgiarovello

Warum es Zeit ist, bei Schulreformen nicht nur über organisatorisch Neues nachzudenken

29/2/2020

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​Die Räumlichkeiten des Think Tank Agenda Austria sind an diesem Abend sehr gut besucht. Mehrheitlich gut situierte Bildungsbürger der Altersgruppe 55plus haben sich eingefunden, um Susanne Wiesinger zuzuhören. Die Wiener Lehrerin und ehemalige Ombudsfrau im Bildungsministerium hat in ihrem jüngsten Buch „Kulturkampf im Klassenzimmer“ die parteipolitische Dominanz des Schulwesens beschrieben.
 
Das Buch ist ein Bestseller, gerade weil auch die Realitätsverweigerung der handelnden Personen schonungslos und offen thematisiert wird. Etwa dass es vielen Volksschülern an der Fähigkeit des sinnerfassten Lesens fehlt, dass Ottakring für viele Wiener Volksschüler ein inneres Organ ist, in Tirol sich die katholische Kirche weiterhin in Schulbelange einmischt und schon die Elementarpädagogik krankt, weil Eltern die Kindergärten als bloße Aufbewahrungsstätte für ihren Nachwuchs interpretieren. Susanne Wiesinger ist nicht wirklich optimistisch: „Man müsste den Geist im System ändern. Das ist derzeit unmöglich.“
 
Dieser Geist im System besteht aber auch darin, dass laufend über Struktur- und Organisationsformen diskutiert wird und wenig über Lehr- und Lerninhalte für das 21. Jahrhundert. Wir sagen halt zur Hauptschule jetzt Neue Mittelschule und verabschieden uns durch die Einführung der Zentralmatura von der allseits postulierten, weil ja als so wichtig betrachteten Individualisierung des Lernens zur Talente-Förderung.
 
Diese Diskrepanz wurde jüngst in einer Ausgabe des „Kurier“, nämlich jener vom 1. Februar, unabsichtlich pointiert illustriert. Im Politikteil der Zeitung gab es einen ausführlichen Bericht über eine neue, erweiterte Beurteilung der Schüler durch einen „Kompetenzraster“ (wow – wer lässt sich eigentlich all diese trendigen Begriffe einfallen?). Im „Freizeit“-Magazin wiederum wunderte sich Kolumnist Guido Tartarotti, dass einer seiner Texte in einem Schulbuch unter dem Titel „Sprachwissen, Sprachnormen, Schreibnormen“ verwendet wird: „Das ist nicht unwitzig, denn ich habe keine Ahnung von Sprachnormen.“ Der höchst erfolgreiche Journalist offenbart in Folge: „Ich betrachte die Schule als Lebenszeitdiebstahl und als Mordversuch an meiner Fantasie. Die Schule zwang mich dazu, mich die ganze Zeit mit Dingen zu beschäftigen, die ich weder begriff, noch interessant fand, für all das, was mich interessiert hätte, blieb keine Zeit. Meine zwölf Schuljahre bestanden nahezu zur Gänze darin, in Mathematik irgendwie am Leben zu bleiben (trotz Dauernachhilfe wurde ich aber nie besser).“
 
Jetzt ist die Schulzeit des Herrn Tartarotti doch einige Zeit her. Aber es ist zu befürchten, dass sich der Unterricht und vor allem seine Inhalte seither kaum geändert haben.  Auch darüber – und nicht nur über die Vorschläge von Susanne Wiesinger – sollten Schulreformer nachdenken.
 
Der Kabarettist und Religionslehrer Stefan Haider weiß, wie zum Lernen motiviert werden kann:
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    Michael Sgiarovello ist studierter Publizist & Politologe und Leiter Unternehmenskommunikation Österreich bei Henkel CEE

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