Neben den ominösen, schwerstverdienenden Fußballberatern bekommen auch die höchstbezahlten Fußballstars ihr Fett ab, letztere vor allem aufgrund ihres sehr trickreichen, kreativen Verschiebens von Einkommensbestandteilen in diverse Steuerparadiese.
Speziell für Christiano Ronaldo hagelt es Kritik. Jetzt ist der Portugiese natürlich eine unsympathische Diva, die über die Spielfelder dieser Welt gockelt. Aber er ist, fußballerisch betrachtet, eine sehr erfolgreiche, unsympathische Diva, die über die Spielfelder dieser Welt gockelt. Und dass er – oder besser: seine Heerschar an Beratern und Anwälten – das einkommenstechnische Optimum aus seinen Balltreterfertigkeiten herausholen möchte, ist irgendwie logisch und ihm nicht zu verdenken.
Dass wiederum seine persönlichen Ratgeber zweifelhafte gesetzliche Schlupflöcher zu nutzen wissen, kommt nicht überraschend, ist unehrenhaft und vielleicht sogar eine Schweinerei. Aber ist einem Egomanen wie ihm (zumindest präsentiert er sich als Fußballer so) deshalb daraus ein Vorwurf zu machen, dass nämlich seine Geldgier gleich hoch ist wie die Gier nach dem nächsten Torerfolg, die ihn noch mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückt, er dann noch mehr Knete machen kann? Augenzwinkernd beurteilt, ein Teufelskreis.
Christiano Ronaldo ist mit seinen zig Millionen Euro an Einkünften bzw. Umsätzen ein solides Mittelstandsunternehmen, das – weil es global agiert – steuerschonende Praktiken anwenden kann. Worin kann denn die in diesem Zusammenhang stets vorwurfsvoll zitierte Vorbildwirkung Ronaldos für die Jugend liegen? Dass man als Ungustl ohne große Schulbildung, aber mit reichlich Fleiß und dem Glück des Tüchtigen viel, viel Geld verdienen kann?
Die empörenden Fragen zu den meist legalen Steuertricks werden nicht nur beim Starfußballer den Falschen gestellt. Es gibt ganz konkret dieses Steuersystem mit den Schlupflöchern. Aber: Wer hat diese abstruse Steuer-Realität konstruiert? Welche großen Wirtschaftsberatungsunternehmen oder Steuerkanzleiriesen konnten der Politik diese legislativen Vertuschungs- und Verschleierungskonstrukte aufs Auge drücken, die Steuergerechtigkeit zur Schimäre werden lassen und mithelfen, die Kluft zwischen Arm und Reich größer zu machen, weil sie die Mittel für die öffentliche Hand schandhaft minimieren? Diese entscheidenden Fragen werden und können Ronaldo und seine Berater nicht beantworten. Aber zu wissen, wer dafür verantwortlich ist und wie es zu diesem Gemeinwohl schadenden Steuervermeidungsirrsinn überhaupt kommen konnte, wäre, auch für viele Fußballfans, das viel interessantere Buch als jenes, von vielen Fakten erwartbare über „Football Leaks“.
P.S.: Geradezu amüsant zu lesen, sind in „Football Leaks“ allerdings die Detailinfos zu den Fußballer-Verträgen. So verdiente etwa 2015 ein echter Durchschnittskicker wie Matija Nastasic bei Schalke 04 ein monatliches Fixum von 250.000 Euro plus 30.000 Euro Einsatzprämie pro Runde. Dafür muss der sympathische Vereinssponsor, die russische Gazprom, einiges an Energie verkaufen.
Der Fußballplatz der Union Oberschützen im Winterschlaf. In den unteren Klassen des Burgenlands werden definitiv keine Steuerschlupflöcher auf den Cayman Islands oder Jersey genutzt. Da kann es hingegen angeblich durchaus vorkommen, dass es Geld bar auf die Hand gibt („Handgeld“), sodass die Steuerprüfer immerhin nichts zu prüfen haben.