• Home
  • Mein Blog
  • Persönliche Daten
  • Fachgebiete / Spezialisierung
  • Publizierungen
  • Nützliche Links
Michael Sgiarovello

Warum ein drohender Anzeigen-Stopp kein Anschlag auf die Pressefreiheit ist

15/2/2015

0 Comments

 
Im „Wirtschaftsblatt“ wurde kürzlich sehr kritisch kommentiert, dass einige Unternehmen ihre Anzeigenschaltung im Monatsmagazin „Datum“ storniert hätten. Was war passiert? Das Medium hatte vor geraumer Zeit aufgedeckt, dass Firmen wie die ÖBB eine PR-Agentur beauftragt hätten, Positives in Online-Foren zu posten. Freie Meinungsäußerung nach Bezahlung sozusagen. Jetzt wollen diese Unternehmen mit „Datum“ angeblich nichts mehr zu tun haben.

Dieses Verhalten zeigt vor allem die in Chefetagen herrschende Dünnhäutigkeit, was Selbstkritik und das Eingeständnis von Fehlern betrifft, auf. Ein Anschlag auf die Pressefreiheit ist es jedoch nicht. Auch führt der Wunsch, aktiv kritische Geschichten unterdrücken zu wollen, nicht zum „Betrug am Leser“, zum „Betrug am Kunden“, wie das „Wirtschaftsblatt“ mutmaßt.

Denn seinem Leser und seinen Rezipienten ist ja das Medium selbst verantwortlich und nicht die Firma, also der Gegenstand der Berichterstattung. „Datum“ dürfte sich – um den konkreten Fall zu elaborieren – von dem drohenden Anzeigenstorno nicht vom Konzept abbringen lassen, weiterhin Missverstände aufzudecken. Der p.t. Leser von „Datum“ wird es seinem Medium danken, Rekordauflagen sind die Folge, die Abonnentenzahlen gehen durch die Decke.

Soweit die Theorie. Praxis ist leider, dass gerade Zeitschriften, aber auch Zeitungen, immer stärker von der werbetreibenden Wirtschaft und ihren Inseraten abhängig sind. Leserzahlen, oder sagen wir besser die Umsätze mit denjenigen Lesern, die für Medien in die Brieftasche greifen, schrumpfen. Die Loyalität zu den Kaufmedien sinkt – vor allem dank Gratis-Online-Alternativen, unterwegs und aktuell konsumiert, aber nicht zuletzt auch wegen sinkender Qualität. Denn die Ausdünnung der Redaktionen wirkt sich halt irgendwann einmal auf den Inhalt und zudem auf den Umfang aus. Stichwort: Tageszeitung mit der annähernd gleich großen Seitenanzahl wie ein Billa- oder Hofer-Flugblatt.

Für diese Misere kann die werbende Wirtschaft ebenso wenig wie die Politik, die ohnedies kräftig in Print investiert und zur Genüge Insertionen schaltet, zur Verantwortung gezogen werden. Wenn dann Unternehmen wie im besagten Fall einem im Übrigen sehr gut gemachten Magazin wie „Datum“ die Anzeigen-Freundschaft aufkündigen, wird’s fast existenziell kritisch.

Auf der anderen Seite ist es menschlich durchaus verständlich, dass man in einer Firma davon ausgeht, dass, ganz banal, die fütternde Hand nicht gebissen wird. Ein „Vergehen gegen die Pressefreiheit“ ist dieses Handeln jedenfalls nicht. Ein Unternehmen wie die vom „Wirtschaftsblatt“ zitierte ÖBB muss Gesetze einhalten, daran ist es ethisch-moralisch zu messen. Aber es kann sich zum Glück (theoretisch, es geht um die ÖBB!) aussuchen, wo es Inserate platziert und wo nicht.

Das Problem ist viel tiefergehend: Immer weniger Menschen sind bereit, Qualitätsjournalismus durch ihren Kaufakt zu belohnen. Wie es gelingen kann, diesen Trend zu stoppen, daran arbeitet sich gerade die gesamte Medienbranche heftig ab – auch das „Wirtschaftsblatt“ würde im Übrigen von der Entdeckung dieses Steins der Weisen durchaus profitieren.

0 Comments

Warum einen Traditionsbrüche optimistisch stimmen sollen

2/2/2015

0 Comments

 
In der vergangenen Woche wurde an verschiedenen Ecken der Welt mit Traditionen gebrochen.


Zunächst bekam das Magazin „Economist“ mit Zanny Minton Beddoes die erste Chefredakteurin seiner 170-jährigen Geschichte. Und wenige Tage später vermeldete die WU Wien mit Edeltraud Hanappi-Egger die erste Frau an der Spitze ihrer 117-jährigen Historie.

Natürlich bot dieser geschlechtsspezifische Führungswandel schöne Stories für Nachrichtenproduzenten. Für Verwunderung oder gar Überraschung sorgte er jedoch keinesfalls. Eher für einen Response mit Achselzucken und dem Kommentar: „Wurde ja auch langsam Zeit.“

Speziell in Zeiten großer globaler Verunsicherung und der Angst vor omnipräsentem Terror und eben solchem Krieg machen solche News Mut. Sie zeigen auf, dass Umbrüche auch friedlich und ohne Zwang passieren. Personelle Wechsel wie die beschriebenen sind ja bloß Indizien für die vollzogene Veränderung, was eine lange währende, verbohrte, konservative, nicht sehr progressiven Geisteshaltung betrifft. In jenem Fall konkret eine, die Machtverhältnisse, Einfluss und Dominanz der Männerwelt bewahren möchte und negiert, dass Vielfalt Neuem leichter zum Durchbruch verhelfen kann.

Beispiele, was heute alles zum Glück diskussionslos selbstverständlich wurde, existieren zu Hauf‘. Wer hätte sich beispielsweise noch vor ein paar Jahren gedacht,…

…dass Deutschland von einer studierten Physikerin aus der ehemaligen DDR so erfolgreich und souverän regiert werden würde?

…dass der jüngste Außenminister Europas, Österreichs Sebastian Kurz, am diplomatischen Parkett eine gute Figur abgibt und damit beweist, dass juveniler Schwung der Politik durchaus guttut?

…dass in den USA ein Afroamerikaner zweimal zum Präsidenten gewählt wird?

…dass Homosexualität auch in Politik (Klaus Wowereit, Berliner Ex-Bürgermeister) und Wirtschaft (Apple CEO Tim Cook) längst kein Tratsch-, Klatsch- und Gesprächsthema mehr ist?

Das ist nicht nur grandios, sondern gibt Zuversicht, dass unsere Gesellschaft weiterhin liberal und vor allem fortschrittlich bleiben möchte. Dieser Optimismus impliziert in Folge - auf einer Meta-Ebene - Vision und Chance auf wachsenden Wohlstand für alle und nicht bloß für wenige. Und mit ihm lässt sich zugleich hoffen, dass „Je suis Charlie“-T-Shirts vielleicht doch irgendwann einmal in den musealen Kleiderschrank der Geschichte geräumt werden können.

0 Comments
    Über Gott (eher weniger) und die Welt (eher mehr)

    Mein Blog:

    Autor

    Michael Sgiarovello ist studierter Publizist & Politologe und Leiter Unternehmenskommunikation Österreich bei Henkel CEE

    Archiv

    Juni 2020
    Mai 2020
    April 2020
    März 2020
    Februar 2020
    Januar 2020
    Dezember 2019
    November 2019
    Oktober 2019
    September 2019
    August 2019
    Juli 2019
    Juni 2019
    Mai 2019
    April 2019
    März 2019
    Februar 2019
    Januar 2019
    Dezember 2018
    November 2018
    Oktober 2018
    September 2018
    August 2018
    Juli 2018
    Juni 2018
    Mai 2018
    April 2018
    März 2018
    Februar 2018
    Januar 2018
    Dezember 2017
    November 2017
    Oktober 2017
    September 2017
    Juli 2017
    Juni 2017
    Mai 2017
    April 2017
    März 2017
    Februar 2017
    Januar 2017
    Dezember 2016
    November 2016
    Oktober 2016
    September 2016
    August 2016
    Juli 2016
    Juni 2016
    Mai 2016
    April 2016
    März 2016
    Februar 2016
    Januar 2016
    Dezember 2015
    November 2015
    Oktober 2015
    September 2015
    August 2015
    Juli 2015
    Juni 2015
    Mai 2015
    April 2015
    März 2015
    Februar 2015
    Januar 2015
    Dezember 2014
    November 2014
    Oktober 2014
    September 2014
    August 2014
    Juli 2014
    Juni 2014
    Mai 2014
    April 2014
    März 2014
    Februar 2014
    Januar 2014
    Dezember 2013
    November 2013
    Oktober 2013
    September 2013
    August 2013
    Juli 2013

    Kategorien

    Alle

    View my profile on LinkedIn

    RSS-Feed

Kontakt privat: E-Mail: michael@sgiarovello.at
Kontakt beruflich: Tel.: 01/711 04-2744 DW • E-Mail: michael.sgiarovello@henkel.com