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Michael Sgiarovello

Alice Schwarzer und Uli Hoeneß sind Menschen wie du und ich

16/2/2014

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Alice Schwarzer hat Steuern hinterzogen. Deutschlands berühmteste Feministin hat Gelder steuerschonend in der Schweiz geparkt. Sie wird an den öffentlichen Pranger gestellt. Wie vor einem Jahr Bayern München-Boss Uli Hoeneß für ein ähnliches Delikt. Der Aufschrei in den Medien ist laut. Wie ich meine unverhältnismäßig laut.

Schwarzer und Hoeneß haben das getan, was jeder Einzelne laufend ebenfalls macht. Nicht in der Euro-Dimension natürlich, aber vom Prinzip her: Jegliche Ausgaben minimieren, Steuern und Abgaben sparen, den Fiskus bestmöglich austricksen. Wer nicht irgendwann Handwerker oder Serviceleistungen schwarz, also ohne Rechnung, beglichen oder Ausgaben in seiner Steuererklärung deklariert hat, die nicht wirklich nur berufsbedingt waren, schreibe das erste Empörungs-Posting für die Anklagemauer im Internet.

Schwarzer und Hoeneß sind also Menschen wie du und ich. Was man aus ihren Fällen lernen kann: Jeder Moralapostel sei stets mit allerhöchster Vorsicht zu genießen. Schwarzer und Hoeneß sollen eine ordentliche Geldstrafe bekommen. Und Schluss. Beide haben niemandem körperlich, psychisch etc. Schaden zugefügt. Sie bleiben in ihrem „Fachbereich“ - Feminismus, Fußball - weiterhin Koryphäen, haben ihre Verdienste. Einzig ihre da wie dort vorhandene Glorifizierung ging flöten. Aber die Heroisierung von Menschen, die im öffentlichen Rampenlicht stehen, entbehrt ohnedies jeglicher Vernunft. Pete Doherty singt mit seinen Babyshambles im Song “Picture Me In A Hospital” folgerichtig: „Each man has a secret to hide away. And never say, never know, so it goes.“ Dass solche Geheimnisse immer süß sind, darf bezweifelt werden.

P.S.: In der Zwischenzeit wurde Uli Hoeneß zu einer Haftstrafe verurteilt. Recht so. Seine Meriten um den bewundernswerten Aufstieg des FC Bayern München sind ihm trotzdem nicht zu nehmen.

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Einmal nur verrückt sein dürfen – warum der nackte Wahnsinn im Fußballbusiness zweimal jährlich Hochsaison haben darf

3/2/2014

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Fußballklubs sind Wirtschaftsunternehmen. Doch in einem Punkt unterscheiden sie sich. Die wichtigsten Arbeitnehmer im Fußball, die Spieler, dürfen nur zweimal im Jahr den Dienstgeber wechseln. Diese insgesamt drei Monate langen Wechselperioden - im Sommer und im Winter - nennen sich Transferfenster. Sie sind Zeiten von purem Wahnsinn. In der Fußballsprache heißt es: Die Transferfenster stehen offen. Damit das Geld rausfliegt, ließe sich hier bildhaft und treffend ergänzen.

Die englischen Premier League-Klubs investierten im Jänner 130 Millionen Pfund in neues Personal, im Juli und August 2013 waren es beachtliche 630 Mio. Pfund – neuer Saison-Rekord. Das dabei ewig wiederkehrende Ritual: Vereine lizitieren sich hoch, es wird gepokert, hektisch Geld verbrannt. Die mit Abstand meisten Spielertransfers finden nämlich am sogenannten D-Day, also am 31. Jänner bzw. 31. August, statt. Eine durchdachte, langfristige Personalplanung sieht anders aus. So verpflichtete Arsenal London beispielsweise gerade eben im letzten Moment den Schweden Kim Källström bis Saisonende, also bis Anfang Mai, um dann festzustellen, dass der Spieler aktuell verletzt ist und wochenlang ausfällt.

Diese Transfer-Hysterie ist insofern logisch, als Klubbesitzer und Fans den schnellen Erfolg wollen, der kein gezieltes, ruhiges Darauf-Hinarbeiten zulässt. Jeder Niederlagenserie folgt ein neuer Trainer sowie die panische Suche nach neuen spielerischen Heilsbringern, außer Acht lassend, dass gerade das Fußballbusiness stark von Glück und Zufall abhängt. Geht der Ball links an der Torstange vorbei ins Out oder hoppelt er gerade noch rechts an ihr vorbei ins Tor. Woody Allen stellte in der Anfangssequenz seines Films „Matchpoint“ anhand eines an der Oberkante des Netzes entlang tanzenden Tennisballs den Lauf des menschlichen Schicksals symbolisch nach. Wäre er Fußballfan, hätte er wohl einen Lattenpendler in Großaufnahme und Zeitlupe gezeigt.

Fußballklubs agieren damit ein klein wenig wie manche börsennotierte Unternehmen, deren Denken und Handeln von Quartalsbericht zu Quartalsbericht reicht. Fehlt die schnelle Rendite, also der Erfolg, wird allerdings meist nicht mehr Geld investiert, sondern das Budget zusammengestrichen und Kosten reduziert. Im Fußball ist´s umgekehrt. Mangelt es an Erfolg, wird in die Belegschaft investiert, selbst auf die Gefahr hin, am Schluss ohne Erfolg und stattdessen mit reichlich Schulden da zu stehen.

Fußball ist, trotz turbokapitalistischer Tendenzen, Showbusiness. Und die beste Show gebiert noch immer der Größenwahn, der Irrsinn ohne Methode. Er ist Otto Normalverbraucher fremd, ihm steht er bewundernd oder ablehnend gegenüber, jedoch nie gleichgültig, geschweige denn emotionslos. Der Fußballkonsument akzeptiert das Realitätsfremde, interpretiert vielmehr den millionenschweren Spielertransfer wider besseres Wissen und bar jeglicher Logik als weise Personalentscheidung, speziell dann, wenn der neue Stürmer den Ball, wie und warum auch immer, doch ins Tor zu stolpern vermag.

Die nächste Transferzeit bricht im Sommer wieder an. Und wieder werden Millionengelder fließen. Allen Fußballfans dieser Welt sei dazu der Romantitel von Ödon von Horvath als Betitelung dieses traditionell panikhaften Geschehens mit für sie schicksalshafter Deutung gewidmet: „Glaube, Liebe, Hoffnung“.

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    Über Gott (eher weniger) und die Welt (eher mehr)

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    Michael Sgiarovello ist studierter Publizist & Politologe und Leiter Unternehmenskommunikation Österreich bei Henkel CEE

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