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Michael Sgiarovello

Wie die Gravitationskraft des Nebensächlichen unser Handeln bestimmt

14/1/2018

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​Die Blumensträuße zum Geburtstag entfallen, die Rasenheizung wird gedrosselt, und die Fußballkids bekommen statt zwei T-Shirts nur mehr eines. Welche bizarren Auswüchse ein fester Sparwille zeitigen kann, wurde kürzlich in einem Artikel des „Spiegel“ (51/2017) über den Hamburger Sportverein evident.
 
Die finanzielle Schieflage hielt die Klubchefs nämlich gleichzeitig nicht davon ab, Millionen in Spielerflops oder in sich selbst zu investieren. Gespart wurde an Nichtigkeiten. Gedreht wurde keineswegs an den großen Stellrädern, sondern eben an den kleinen Schrauben, wie an der Bestellung beim Floristen, ohne dass das irgendwem der dafür Verantwortlichen sauer aufgestoßen oder gar peinlich gewesen wäre.
 
Auch in vielen Unternehmen wird über die Ausgaben für Kaffeekapseln und Druckerpapier bisweilen intensiver diskutiert als über die Möglichkeit, durchaus sehr teure Produktionsfehler zukünftig zu vermeiden. Doch auch der Einzelne unternimmt letztlich größte Anstrengungen, um ja den 20 Cent-Treuerabatt beim Lieblingskaffee einlösen zu können, und bestellt wenig später das Traumauto mit objektiv diskussionswürdigen Extras, die dem zig-fachen Wert des familiären Jahresvorrats der begehrten Muntermacherbohnen entsprechen. Ein weiteres, ständig öffentlich zu beobachtendes Beispiel für die Gravitationskraft des Nebensächlichen ist die Politik. Dort waren kürzlich die Aufhebung des Rauchverbots in Lokalen, die Lockerung des Tempolimits auf Autobahnen oder die Möglichkeit des Abbiegens bei Rot exakt die zuerst genannten Regierungsreformen, die Österreich am dringlichsten braucht und über die daher so eifrig diskutiert wurde wie über die oben erwähnten, firmenfinanzierten Kaffeekapseln.
 
Warum gibt es diese eigenartige und eigentümliche Schwerpunktsetzung?
 
Mein Erklärungsversuch: Wir fühlen uns im Kleinen wohl und wollen uns um Dinge kümmern, die wir sofort verstehen, über die wir also nicht lange nachdenken müssen. Nur ungern wollen wir das Gesamtsystem, in dem wir uns bewegen, in Frage stellen. Das wäre mühsam und anstrengend. Schließlich nehmen wir somit vor allem Dinge in Angriff, wo die Auswirkungen unseres Handelns beruhigender Weise sofort sicht- und spürbar werden.
 
Was hilft dagegen? Wenig, denn, wie gesagt, agiert jeder von uns irrational und wird auf Nachfrage wortreich begründen können, warum beispielsweise dieser oder jener Sparzwang seine vollkommene Berechtigung hat. Einzig und allein der von Gelassenheit begleitete Selbstversuch, manche Entscheidungen vorab einem ehrlichen Reality-Check zu unterziehen, könnte bewirken, dass etwa durch Sparzwang in Frage gestellte Blumensträuße auch im Zweifelsfall weiterhin verschenkt werden. Ob dieses emotionsfreie Behirnen wirkt, wenn es um die Freiheitseinschränkung von Rauchern und Autorasern geht, ist allerdings doch eher zu bezweifeln.
 
Einleitend erwähnter „Spiegel“-Artikel wurde ob seiner kruden Situationsbeschreibung auch eifrig zitiert, hier ein Beispiel:
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    Michael Sgiarovello ist studierter Publizist & Politologe und Leiter Unternehmenskommunikation Österreich bei Henkel CEE

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